Das Einführen einer Asset Management Lösung bedarf vieler Überlegungen

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Viele OEMs machen einen großen Denkfehler im Hinblick auf das Einführen einer Asset Management Software. Und wir können gut verstehen, warum. Denn es klingt sehr verlockend, eine Asset Management Software einzuführen und damit auf einen Schlag, viele Probleme zu lösen. Allerdings wird die Entscheidung, eine Asset Management Software einzuführen, oftmals überstürzt getroffen. Zudem wird eine Analyse, was mit der Lösung erreicht werden soll, vernachlässigt. Dadurch sind schlechte Ergebnisse und Unzufriedenheit vorprogrammiert.

Denn OEM ist nicht gleich OEM. Jedes Unternehmen startet mit unterschiedlichen Herausforderungen und Zielen. Daher müssen Sie sich vor dem Einführen einer Asset Management Lösung genau überlegen, welche Funktionen Sie benötigen. Die folgenden Fragen helfen Ihnen dabei, die Asset Management Lösung zu finden, die zu Ihrem Unternehmen passt.

1. Was sind Ihre größten Herausforderungen?

Als Erstes sollten Sie sich fragen, welche Bereiche Sie verbessern wollen. Machen Sie sich hierzu eine Liste, mit den größten Herausforderungen für verschiedene Nutzergruppen intern und extern.

Häufige Probleme von OEMs sind zum Beispiel, dass sie

  • keine ausreichende Transparenz bei Ihren eigenen Assets besitzen;
  • nicht über genügend Servicetechniker an allen Standorten verfügen;
  • Wissenslücken zwischen Mitarbeitern haben.

Das führt wiederum dazu, dass sie ihre Kunden nicht bei ihren Herausforderungen unterstützen können. Daher kommt es auf Seite der OEM-Kunden oft zu

  • Ausfallzeiten in der Produktion, die zu Strafen und Umsatzverlusten beim Kunden führen;
  • einer verspäteten Lieferung von Ersatzteilen;
  • zu hohen Lagerkosten.

Sowohl Sie als OEM als auch Ihre Kunden stehen vor unterschiedlichen Herausforderungen. Mit Hilfe einer Asset Management Software können Sie nicht nur Ihre eigenen Herausforderungen bewältigen, sondern auch auf die Bedürfnisse Ihrer Kunden eingehen.

2. Wer benutzt Ihre Asset Management Software?

Als Nächstes sollten Sie sich überlegen, wer die Software nutzen wird. Wichtig hierbei: Je nach Nutzergruppe können unterschiedliche Vorteile und Anforderungen gelten.

Die Mitarbeiter in der Maschinenhalle profitieren beispielsweise von einer höheren Maschinenproduktivität, da sie den Betrieb der Maschinen und die Produktqualität leichter kontrollieren können. Dank einer leicht zugänglichen Dokumentation können Sie einfacher Fehler finden und reparieren. So können sie die Ausfallzeiten minimieren. Das Management kann den Zustand und die Leistung verschiedener Asset auf einen Blick überwachen. Sowohl Ihnen als OEM als auch Ihren Kunden stehen Daten zur Verfügung, die dabei helfen, strategische Entscheidungen zur Ausrichtung der Unternehmensstrategie zu treffen.

Folgende Fragen können Ihnen beim Definieren der Anforderungen weiterhelfen:

  • Welche Ihrer Mitarbeiter und Kunden sollen die Lösung nutzen?
  • Benötigen Sie eine Benutzerverwaltung, mit der Sie verschiedene Rollen und Bearbeitungsrechte zuweisen können?
  • Wird die Lösung von unterschiedlichen Teams genutzt?

Es kann sinnvoll sein, dass jedem Team eine unterschiedliche Ansicht zur Verfügung steht, sodass die Nutzer nur die Informationen sehen, die sie wirklich benötigen. Wenn verschiedene Nutzergruppen sowohl beim OEM als auch beim Endkunden die Lösung nutzen, ist es wichtig, zu überlegen, warum sie sie verwenden, und sie mit den Informationen zu versorgen, die sie wirklich benötigen.

3. Welchen Einfluss soll die Lösung auf Ihr Geschäftsmodell haben?

Viele Unternehmen vergessen, den Einfluss auf ihr Geschäftsmodell zu berücksichtigen. Eine oftmals versäumte Gelegenheit, um sich von Mitbewerbern abzusetzen. Denn mit einer Asset Management Lösung haben Sie die Möglichkeit, zusätzliche Geschäftsmodelle zu testen.

Machen Sie sich zum Beispiel Gedanken zu folgenden Fragestellungen:

  • Wer könnte noch von den gesammelten Daten oder vom Zugang zu bestimmten Gerätefunktionen profitieren?
  • Welche zusätzlichen Werte könnten geschaffen werden, wenn die Daten angereichert werden, z.B. durch die Zusammenführung von Daten aus verschiedenen Maschinen, Geräten oder Sensoren?
  • Welche zusätzlichen Dienste, die einen Mehrwert bieten, könnten durch die Nutzung der gleichen Infrastruktur angeboten werden?

Von neuen Abrechnungsmodellen (Bezahlung pro Bauteil oder pro Nutzung) bis zu neuen digitale Dienstleistungen: die Möglichkeiten für Ihre Weiterentwicklung sind vielfältig. Überlegen Sie sich also im Voraus, in welchen Bereichen Sie Ihr Unternehmen in Zukunft entwickeln möchten.

4. Edge, Cloud oder beides?

Ein weiterer wichtiger Punkt, den Sie bedenken sollten: Wo sollen die Software und die Daten gespeichert werden? Sie haben entweder die Möglichkeit diese in der Cloud zu speichern oder sie lokal in der Fabrik/auf dem lokalen Endgerät (Edge Computing) zu verarbeiten. Beide Möglichkeiten haben unterschiedliche Vorteile:

Vorteile Cloud

  • Ermöglicht eine Fernüberwachung
  • Zugriff auf Informationen und Daten ist von überall möglich
  • Leistung und Kapazität sind beliebig skalierbar

Vorteile Edge

  • Nützlich, wenn Entscheidungen in Echtzeit getroffen werden müssen
  • Durch die Verarbeitung in der Nähe zur Datenquellen können Latenz-Verzögerungen minimiert werden
  • Bietet in der Regel eine sichere Datenverarbeitung, da die Daten lokal verarbeitet werden

Welche der beiden Varianten besser für Ihr Unternehmen geeignet ist, hängt von den Herausforderungen und Nutzergruppen ab, die Sie in den Fragen 1 und 2 ermittelt haben. In manchen Fällen ist auch eine Kombination eines Edge und Cloud Setups die beste Lösung.

5. Ist die Software langfristig nutzbar?

Die Fertigungsindustrie verändert sich in einem rasanten Tempo. Sie sollten diese Entwicklungen in Ihre Überlegungen einbeziehen und sich fragen, ob Ihre Lösung auch in fünf bis zehn Jahren und sogar darüber hinaus gewinnbringend für Ihr Unternehmen eingesetzt werden kann.

Folgende Fragen können Ihnen dabei helfen:

  • Sind Sie mit Ihrer Lösung an einen speziellen Anbieter gebunden?
  • Haben Sie in Zukunft die Möglichkeit, zu einem anderen Anbieter zu wechseln?
  • Ist Ihre Lösung skalierbar, so dass Sie auf weitere Anwendungsfälle ausgeweitet werden kann?
  • Lässt sich die Lösung mit bestehenden Systemen (ERP, CRM, PIM) in Ihrem Unternehmen integrieren?

Die Fragen zeigen Ihnen, wie wichtig eine langfristige Sichtweise bei der Auswahl einer geeigneten Asset Management Software ist. Eine Lösung, die daher auf den ersten Blick die richtige Wahl ist, kann Ihr Unternehmen in Zukunft ausbremsen.

6. Kaufen, selbst bauen oder eine Zwischenlösung?

Die Entscheidung, ob Sie ein Asset Management kaufen, selber bauen oder eine Zwischenlösung nutzen, hängt stark von den benötigten Funktionen und Anwendungsfällen ab. Zudem spielt das finanzielle Budget eine entscheidende Rolle. Im Folgenden werden Argumente für die jeweiligen Optionen angeführt.

Fertiglösung kaufen

Fertiglösungen sind in der Regel kostengünstiger, dafür bieten sie weniger Flexibilität. Das kann dazu führen, dass die Software nicht perfekt zu Ihren Anforderungen passt. Darüber hinaus haben Sie nur begrenzt Einfluss auf die Weiterentwicklung von neuen Funktionen und Updates.

Selbst entwickeln

Die Software selbst zu entwickeln, bietet Ihnen maximale Flexibilität. Sie können die Software genau auf Ihre individuellen Anforderungen zuschneiden. Das macht die Entwicklung jedoch sehr zeit- und kostenintensiv, da sie entweder intern Ressourcen zur Verfügung stellen oder ein externes Team beauftragen müssen.

Vorgefertigte Software-Module

Eine Zwischenlösung bieten vorgefertigte Software-Module. Diese können Sie in relativ kurzer Zeit, an Ihre Bedürfnisse anpassen. Das heißt sie ist damit deutlich kostengünstiger als eine selbst entwickelte Lösung und bietet gleichzeitig eine höhere Flexibilität, einen höheren ROI und eine schnellere Markteinführung als die Fertiglösung.

Alle Optionen bieten unterschiedliche Vor- und Nachteile. Um zu entscheiden, welche Option jedoch für Ihr Unternehmen am besten ist, müssen Sie sich überlegen, welche dieser Aspekte bei Ihnen die höchste Priorität haben.

Die Asset Management Software muss zum Unternehmen passen

Die Einführung einer Asset Management Lösung bringt Ihrem Unternehmen langfristig entscheidende Vorteile – vorausgesetzt, Sie entscheiden sich für eine Software, die zu Ihrem Unternehmen passt. Nehmen Sie sich daher ausreichend Zeit für die Recherche und Auswahl der passenden Lösung.

Sollten Sie Hilfe bei der Auswahl oder Einführung einer Asset Management Software benötigen, melden Sie sich gerne bei uns.

Wir beraten Sie in einem unverbindlichen Beratungsgespräch und stehen Ihnen als Experte für Ihre Rückfragen zur Verfügung.